Retro-test : Voodoo 5 6000
By Steven M. - 23/05/2005
Verzeichnis:

 

Die Geschichte von 3dfx : 1999-2000

 

1999

Im Jahre 1999 sollte alles neu und frisch werden, als erstes präsentierte sich 3dfx (man beachte den kleinen, feinen Unterschied) sowohl mit der neuen Geschäftsstrategie des eigenen Kartenbaus, als auch mit einem neuen Emblem.

Der neue Kopf der 200 Mann starken Firma wurde Richard Burns, ein erfolgreicher Geschäftsmann mit 25 Jahren Branchenerfahrung. Zudem machte 3dfx mit einer 20 Millionen USD teuren Werbekampagne mächtig auf sich aufmerksam, erstmals erschien Eigenwerbung von 3dfx in Zeitschriften und Fernsehen.


Richard Burns

Pub 3dfx

Doch im Hintergrund war nichts wirklich in Ordnung gewesen: STB und 3dfx harmonierten nicht wie erhofft, die Geschäftsphilosophien gingen viel zu weit auseinander und somit konnten bereits erste gemeinsame Termine nicht eingehalten werden. Zu alle dem hatte man die bisher gut verdienenden Dritthersteller der 3dfx-Karten verärgert und quasi an die Konkurrenz abgeschoben.

Zusehends wuchs der Druck seitens der Konkurrenz an. nVidia hatte schnell aufgeholt und 32-Bit Rendering zu einem waren Markthype gemacht, was sich später als ernsthaftes Problem herausstellen sollte. Zum selben Zeitpunkt startete 3dfx ein hochgeheimes Projekt um einen neuen Superchip, den Rampage. Dieser Superchip sollte den Thron auf weiteres sichern und war ursprünglich für spätestens Ende 2000 geplant, dieses Projekt sollte sich jedoch aufgrund massiver Probleme und Verzögerungen als einer der schwerwiegendsten Fehlentwicklungen von 3dfx herausstellen.

Erst am 7.April erschienen dann die Voodoo 3 Karten 2000 und 3000 AGP auf dem Markt, der Preis war verlockend und dank dem guten Namen und der unschlagbaren Geschwindigkeit sowie der vollen Kompatibilität zu allen Spielen wurde die Karten noch einmal ein grosser Erfolg. Die Voodoo 3 verfügte zudem über einen guten 2D-Kern und exzellente Multimediaeigenschaften, 3dfx schien etwas gelernt zu haben.

Nichts desto trotz waren die Voodoo 3 Karten nicht ganz dem Mainstream entsprechend, nVidia’s TNT2 Chip konnte einiges mehr: 32Bit Rendering sowie Texturen grösser als 256x256 Bit verwalten. Trotzdem war es nicht der TNT2 Chip sondern sein Nachfolger, der den König vom Thron stossen sollte.

Im Juni und Juli 1999 fasste 3dfx erstmals richtig Fuss im Sektor der Apple Computer, zwar gab es schon Banshee und Voodoo 1 basierende Karten (Villagetronic MacMagic, MacMagic 540, MacPicasso 7xx) jedoch erschienen erst jetzt Macintosh Treiber für Voodoo 2 und 3.

Mit Villagetronic war zwar ein Partner im Apple Segment gefunden (Voodoo 3 Chips sind auf den MacPicasso 8xx und 9xx Karten zu finden) jedoch war die Absatzrate eher klein im Vergleich zum PC Geschäft.


VillageTronic MP750

Villagetronic MacMagic

Noch im Juli wagte 3dfx erneut den Griff in Richtung OEM Markt und präsentierte die Produktreihe Velocity: Eine abgespeckte Version des Voodoo 3 Chipsets sollte den Komplettsystemherstellern die Möglichkeit bieten 3dfx Karten preisgünstig ab Werk in ihre Systeme einzubauen. Der Erfolg dieser Produkte blieb jedoch aus und so landeten von den zwei angekündigten Karten nur eine in den Regalen der Händler, die Velocity 100.

Am 30. Juli erschien eine Woche nach der TNT2 Ultra von nVidia das Flagschiff der Voodoo 3 Karten: Die Voodoo 3 3500. Mit höherem Chip und Speichertakt, Video In und Out Funktion sowie einem TV-Tuner brachte 3dfx ein Multimediamonster auf den Markt wie man es sonst nur von ATI’s All-In-One Karten kannte. Mit ihrem Preis von 249 USD war die Karte jedoch nicht sehr günstig, brachte 3dfx aber doch wieder einiges an Aufmerksamkeit zurück.


3dfx Velocity

Voodoo 3 3500

Der Herbst sollte Turbulent werden: Kurz nach der Veröffentlichung der Voodoo 3 2000 und 3000 für die PCI Schnittstelle brachte nVidia ein Produkt auf den Markt, das 3dfx wie noch nie zuvor unter Druck setzen sollte: Den GeForce 256 Chip. Beflügelt durch Microsofts Direct3D Grafikschnittstelle und dem neuen Feature Transform&Lightning (TnL) sowie dem Spiel Quake 3 als Vorzeigeobjekt warf die Karte in der Szene einen grossen Schatten auf 3dfx. Schnelles Handeln war gefragt und 3dfx kündigte einen neuen Superchip an: den VSA100.

Zur gleichen Zeit steigt CEO Greg Ballard bei 3dfx aus, sein Nachfolger wird Alex Leupp.

Bereits am 15. November kündigte Q3D mit der AAlchemy eine Superkarte basierend auf dem VSA100 an und zwei Tage später waren erste Prototypen an der COMDEX zu sehen. Die als Voodoo 4 4500, die Voodoo 5 5000, 5500 und 6000 betitelten Karten waren zu diesem Zeitpunkt aber noch weit entfernt von einem finalen Produkt.

Doch auch nVidia zog die Blicke auf sich: Mit der GeForce 256 DDR vergrösserte nVidia seinen Vorsprung auf die Voodoo 3 Familie noch einmal deutlich und kündigte gleichzeitig bereits den Nachfolger GeForce 2 an.

 

2000

Das Jahr 2000 sollte das Schicksalsjahr und gleichzeitig das Ende von 3dfx werden. Von den für Ende 1999-Anfang 2000 angekündigten VSA100 Produkten war zunächst Monatelang nichts zu hören.

Im März 2000 kauft 3dfx den Chiphersteller Gigapixel auf und erhofft sich dadurch neue Technologien und Märkte. Im Nachhinein ist dies zusammen mit dem Kauf von STB und der ewig hinziehenden Entwicklung des Rampage Chips einer der grössten Verlustinvestitionen von 3dfx.

Erst am 5.Mai 2000 erschien als erste die Voodoo 5 5500 auf dem Markt, wurde jedoch drei Wochen später wegen Problemen mit der Stromversorgung zurückgezogen. Die Überarbeitete Version erschien dann erst am 9.Juni bei den Händlern.

Doch der Voodoo 5 sollte der Erfolg nicht vergönnt sein: Trotz des 32-Bit Renderings, einer exzellenten Bildqualität, Texturen bis zu 2048 auf 2048 Pixel und einem Preis 50 USD unter dem nVidia Flagschiff GeForce 2 GTS verkaufte sich die Karte nur mässig.

nVidia hatte bei den Spielern und Spieleentwicklern durch eine offene Geschäftspolitik einiges an Ansehen gewonnen, 3dfx hatte einen Grossteil seiner Sympathien verspielt.

Im Sommer wurde 3dfx erstmals bewusst wie schlecht es um die Firma stand: Trotz der Voodoo 5 5500 für den Apple Macintosh schwindete das Kapital der Firma dahin. Als erste Notmassnahme wurde die Superkarte V5 6000 sowie ihr kleinster Bruder V5 5000 von der Produktliste gestrichen. Ende August erlitt 3dfx einen weiteren Rückschlag in Form einer Klage seitens nVidia zu einer Patentrechtsverletzung, dieser Rechtstreit zog sich bis zum Aufkauf von 3dfx hin.


Voodoo 5 5000 (Prototype)

Im Oktober versuchte 3dfx einen letzten Versuch doch noch Geld in die leeren Kassen zu bringen, man brachte die Voodoo 4 4500 auf den Markt und war damit ein Jahr zu spät. Die Karte hatte zwar ein gutes Preis/Leistungsverhältniss aber es war bereits zu spät, zudem hatte nVidia den GeForce 3 für Januar 2001 angekündigt.


Voodoo 4 4500

 

Fieberhaft arbeitete man zudem am VSA101, einer Überarbeitung des VSA100 mit DDR Support, er sollte verlorene Performance zurückbringen.

Letzte verzweifelte Schritte wurden bei 3dfx eingeleitet darunter Ankündigungen über den Verkauf von STB und das erneute Vorstellen einer neuen Geschäftsstruktur.

Mitte November verkaufte 3dfx einen Grossteil seiner Lizenzen, darunter diese für die SLI Technologie an Q3D um noch einmal ein wenig Geld in die Kasse zu bekommen, doch es sollte nicht reichen.

Am schwarzen Freitag dem 15.Dezember 2000 wurde 3dfx von seiner Konkurrenz nVidia für die Gesamtsumme von 112 Millionen USD (70 davon in Bar, der Rest in Aktien) aufgekauft. 3dfx verschwand von einem Tag auf den anderen vom Markt, allein dieser Brief blieb über...

 

 

Weiter ( VSA100 : Das Herz des Monsters )

Fermer